Lit.COLOGNE: Naira Gelaschwili liest in der DEG

Ihre bereits 1982 erschienene und jetzt ins Deutsche übersetzte Erzählung „Ich reise nach Madrid“ stellte die georgische Schriftstellerin Naira Gelaschwili am 14. März im Rahmen der diesjährigen Lit.COLOGNE in der DEG vor. Die literarisch raffiniert gebaute Geschichte einer fiktiven Reise nach Spanien ist zugleich eine Kritik an der restriktiven Politik der Sowjetunion.

Naira Gelaschwili ist in ihrer georgischen Heimat nicht nur für ihre Romane und Erzählungen bekannt, sondern auch für ihr Engagement für Minderheiten und Umweltschutz. Sie gründete 1993 das Zentrum für kulturellen Austausch „Das Kaukasische Haus“ in Tiflis, das sie bis vor wenigen Jahren leitete.

„Hätten Sie gedacht, dass georgische Gegenwartsliteratur so beliebt ist in Deutschland?“ fragte Moderator Günter Kaindlstorfer angesichts des mit 400 Literaturinteressierten sehr gut besuchten DEG-Atriums in die Runde. Der österreichische Journalist führte durch den Abend, den deutschen Text des Romans las der aus der „Tatort“-Reihe bekannte Schauspieler Boris Aljinovic.

Die Idee des Protagonisten der Erzählung, nach Madrid zu reisen und den Spaniern Geschenke und Liebeserklärungen zu machen, nannte Gelaschwili „ein Beispiel für alle Nationen zur Völkerfreundschaft“. 1982 stieß das zu Zeiten der Sowjetunion auf wenig Verständnis. Die Veröffentlichung sollte verboten werden, wurde dann aber vom Schriftstellerverband als beste georgische Erzählung ausgezeichnet und so vor der Zensur bewahrt.

Auch die aktuelle Situation Georgiens stand im Blickpunkt. Wirtschaftlich, so Gelaschwili, sei das Land von einem „wilden Kapitalismus“ geprägt, der große Einkommensunterschiede mit sich bringe. Sie beklagte zudem fehlendes ökologisches Bewusstsein. Die Landschaft Georgiens, seine Flüsse und Hochgebirge seien „so authentisch, so schön – das muss man bewahren.“ Dafür will sich Gelaschwili weiter einsetzen.