Meldung vom 22.05.2015 / DEG
Nachgefragt zum Engagement der DEG im Finanzsektor
Die DEG finanziert seit vielen Jahren Banken und Finanzinstitute in Entwicklungsländern. Was sind die Gründe für diese Engagements?
Gudrun Busch: Der Aufbau von Finanzinstituten in Entwicklungsländern trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes entscheidend bei. Ein Land kann sich nur mit gut funktionierenden Finanzintermediären entwickeln. Zudem erreicht die DEG durch ihr Engagement bei Banken und Finanzinstituten Endkunden, die sie nicht direkt finanzieren kann. Das sind meist kleine und mittlere Unternehmen (SME). Sie sind in vielen Ländern das Rückgrat der Wirtschaft. Gerade in Entwicklungsländern ist es aber insbesondere für SME schwer, das erforderliche Kapital für Investitionen und Working Capital zu erhalten. Daher stellen wir Banken und Investmentgesellschaften langfristige Mittel bereit, damit diese kleine und mittlere Unternehmen mit Finanzierungen versorgen.
Was sind die besonderen Herausforderungen im Finanzsektor in Entwicklungsländern?
Jana Lessenich: Das hängt davon ab, wie weit der Finanzsektor in dem entsprechenden Land entwickelt ist und wie gut die dortige Bankenaufsicht arbeitet. In den "least developed countries", den am wenigsten entwickelten Ländern, fehlt es im Finanzsektor oftmals an funktionierenden Strukturen. Schwellenländer stehen vor anderen Herausforderungen, beispielsweise wenn der Staat die Bankenlandschaft dominiert oder vorhandene Regulierungen wenig effektiv sind. Die DEG kann in allen Entwicklungsgraden bedarfsgerecht agieren.
Gudrun Busch: Zudem können sich die Risiken im Finanzsektor schnell ändern. So hat beispielsweise Brasilien gut entwickelte Banken, trotzdem hat das Land momentan die Herausforderung, dass die Wirtschaft weniger gewachsen ist als angenommen. Entsprechend sind die Risiken bei einer Bankenfinanzierung zurzeit dort höher.
Wie stellt die DEG sicher, dass mitfinanzierte Banken Umwelt- und Sozialstandards einhalten?
Gudrun Busch: Bevor wir eine Bank finanzieren, klassifizieren wir sie nach potenziell höheren, mittleren oder geringeren Risiken. Bei einer Bank, bei der wir höhere Risiken sehen, führt die Nachhaltigkeitsabteilung der DEG eine Umwelt- und Sozialprüfung durch, teilweise auch verbunden mit Besuchen vor Ort. Von uns mitfinanzierte Banken verpflichten sich, Umwelt- und Sozialrisikomanagementsysteme einzurichten und die IFC Performance Standards einzuhalten.
Meike Goetze: Wenn hier noch Defizite bestehen, bieten wir zusätzlich Beratungsmaßnahmen an. Diese helfen den Banken, sich bei Umwelt- und Sozialstandards weiter zu entwickeln. Zudem fördern wir zusammen mit anderen europäischen Entwicklungsfinanzierern in einigen Ländern wie Bangladesch, Nigeria und Kenia Zusammenschlüsse von Banken, um ein Bewusstsein für Umwelt- und Sozialstandards zu stärken. Wir ermutigen die Banken, gleiche Bedingungen untereinander zu vereinbaren und dieses Bewusstsein auch in den politischen Raum zu tragen.
Im vergangenen Jahr hat die DEG ihr Beratungsangebot für Finanzinstitute erweitert. Was gibt es Neues für DEG-Kunden?
Meike Goetze: Wir haben ein zweiphasiges Beratungsprogramm für SME entwickelt. In der ersten Phase – dem SME Needs Assessment- geht ein Berater von uns in die Bank und schaut sich dort das SME-Geschäft an, also beispielswelche welche Produkte und Finanzdienstleistungen die Bank SME-Kunden anbietet, wie der entsprechende Markt entwickelt ist und wie die Strategie der Bank aussieht. Daraus wird ein Bericht zusammengestellt mit konkreten kurz- und mittelfristigen Maßnahmen für die Bank, die damit ihr SME-Geschäft verbessern und ausbauen kann.
Jana Lessenich: Bei der Umsetzung der identifizierten mittelfristigen Maßnahmen bieten wir dann auch unsere Unterstützung in Form einer Begleitmaßnahme an.
Gudrun Busch: Die Kunden haben dieses neue Angebot sehr positiv aufgenommen.
Welchen Nutzen hat dieses SME Needs Assessment für die teilnehmenden Finanzinstitute?
Jana Lessenich: Das Besondere am SME Needs Assessment ist, dass dabei eine detaillierte Roadmap für den Kunden entwickelt wird, die sich an seinen Bedürfnissen orientiert. Es wird Schritt für Schritt aufgezeigt, wie das Finanzinstitut sein SME-Geschäft weiter entwickeln kann, um somit mehr SME-Kunden zu erreichen und den Service zu verbessern.
Meike Goetze: Durch diese Kooperation ist es möglich, das spezifische Geschäft eines Kunden besser zu verstehen und ihn noch passgenauer zu beraten. Beim SME Needs Assessment haben wir vor allem Entwicklungspotenziale und Ertragschancen im Blick.
Was kostet eine solche Maßnahme und wer trägt die Kosten?
Meike Goetze: Das Assessment kostet in der Regel etwa 15.000 bis 20.000 EUR. Die Kosten für die Beratungsleistungen der Consultants trägt die DEG. Der Kunde übernimmt lediglich die Reise- und Unterbringungskosten der Consultants.
Gudrun Busch: Der Preis ist also relativ gering, die Wirkung, die der Kunde damit erzielen kann, ist jedoch sehr hoch.
Gudrun Busch hat langjährige Finanzierungserfahrung von Banken und Finanzinstituten. Sie leitet seit Januar 2013 die DEG-Abteilung Finanzsektor.
Jana Lessenich ist seit über 15 Jahren im Finanzsektor tätig. In der DEG ist sie innerhalb der Finanzsektorabteilung für die Koordination und Entwicklung der SME-Förderung zuständig.
Meike Goetze hat mehrjährige Erfahrung im Bereich "Access to Finance". Innerhalb der DEG-Programmfinanzierung betreut sie Beratungsmaßnahmen für Kunden im Finanzsektor.

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